...endlich Klassentreffen!!!!

Wir schreiben das Jahr 2012. Es ist Februar und es liegen tatsächlich schon 12 lange Jahre zwischen dem Ende der Ausbildung bei der Deutschen Bahn und dem heutigen Tag. Wie die Zeit vergeht! Und heute Abend wird man sich wiedersehen zum ersten Klassentreffen. Wie es wohl allen ergangen ist? Treffpunkt ist um 19:00 Uhr in der Pension von Conny´s Tante. Ob wohl alle kommen?
18:00 Uhr. Conny wartet schon gespannt auf die ersten Gäste. Schließlich hat sie viel zu erzählen. Ob Tobi noch mit den Nasenflügeln wackelt, denkt sie. Und ob Simone inzwischen erwachsen geworden ist? Nein, bestimmt nicht.

Endlich draußen fährt ein Auto vor - ein BMW - wie nobel! Wer das wohl ist? Auf jeden Fall hat der Jemand es zu was gebracht, denkt sich Conny. Von dem Weihnachtsgeld der Bahn kann man sich jedenfalls nicht so ein Auto leisten. Zu Ihrer Überraschung ist Tobi der erste Gast. Mit einem Grinsen steigt er aus dem Auto. Auch Conny kann sich ein schmunzeln nicht verkneifen als sie sieht, dass Tobi zur Feier des Tages den alten "Forrest feelings"-Pullover angezogen hat. Das fängt ja schon mal gut an! Etwas verhalten begrüßt man sich. Ist halt doch komisch wenn man sich solange nicht gesehen hat. Just in diesem Moment fährt ein rosanes Ungetüm von einem Bus die Einfahrt hinein, welchem gleich drei bekannte Gesichter entsteigen. Sandra, Simone und Tina. Man hatte beschlossen eine Fahrgemeinschaft zu bilden, da man immer noch nah beieinander wohnte. Man begrüßt sich herzlich, nur Tobi ist es schon wieder unheimlich mit so vielen Weibern. Erstmal bringen alle ihr Gepäck auf die Zimmer, doch die Neugierde lässt alle schon wenige Minuten später im Partyraum wieder zusammen kommen. "Wem gehört denn das rosane Monster vor der Tür", will Tobi wissen. "Das ist eines von meinen Firmenwagen", sagt Sandra.

Es stellt sich heraus, das aus der zurückhaltenden Azubine Sandra eine gewiefte Geschäftsfrau geworden ist. Sandra hat einfach ihr Hobby zum Beruf gemacht. Schon immer hatte sie ein Faible für kitschige Utensilien, Puschelkulis, Diddlzettel, Wuschelfedermäppchen, und das alles in solch ansprechenenden Farben wie pink. Nachdem sie lange Zeit nach der Lehre immer noch arbeitslos war, kam ihr schließlich die Idee eine eigene Firma zu gründen. Ihre Designs entwarf sie ganz nach ihrem Geschmack, also bunt und puschelig. Dass sie so einen großen Erfolg haben würde, hat sie auch nicht gedacht. Ihre Puscheligen Kulis ect. avancierten sogar zu Kultobjekten in der Schwulenszene. "Ich hab euch sogar jeden einen von meinen Füllern Marke "Pink Curly" mitgebracht. Der hat sich über 10 Millionen Mal verkauft!". In dem Moment öffnet sich die Tür, und unterbricht das andächtige Staunen über Sandras Karriere. Es ist Anke, gefolgt von ihrem "Dicken". Sind sie also immer noch zusammen. Anke packt gleich als erstes einen riesigen Packen Fotos auf den Tisch. "Aus den letzten 10 Jahren, und noch die alten aus der Ausbildungszeit!". Und sofort wird eifrig in den alten Fotos gewühlt. "So sehr haben wir uns ja garnicht verändert" sagt Tina. "Noch sind nicht alle da!". Während man so in den Fotos rumwühlte, kamen einem die lustigen Zeiten doch nicht mehr so weit weg vor. Was wohl aus den Lehrern geworden ist? Oder aus Frau Pfeiffer. Sie hatte ja damals fest versprochen, zu unserem Klassentreffen zu kommen. Zwischen den ganzen Klassenfotos lagen auch mehrere Kinderfotos. Aha Anke hat also fleißig Nachwuchs gezeugt. "Wer hat denn nun von euch Kinder", will nun jeder wissen? "Wartet doch bis alle da sind, sonst verpassen die Anderen doch das Neueste. Trinken wir doch erst mal was" rief Conny. "Gute Idee" fand Simone. Also wurde erstmal ein Sekt geköpft. "Na dann Prost". Und gerade als man anstoßen wollte standen Silvana und Daniela in der Tür. "Schnell wir wollen gerade anstoßen" riefen alle gleichzeitig. Meine Güte, Daniela hatte sich ganz schön verändert, perfekter, moderner Haarschnitt, ein elegantes Kostüm, und die Schuhe sahen auch schweineteuer aus. "Was kuckst´n so verblüfft Simone?" fragt Anke. Sie hat wohl gemerkt wie Simone der Kinnladen runter fiel. "Mensch haste denn nicht im Fernsehen gesehen, wie Daniela bei Wer wird Millionär abgräumt hat???". "Nee." Daniela war tatsächlich bei "Wer wird Millionär gewesen. Unsere Daniela, die Spiele im Allgemeinen immer total doof fand. Unsere Daniela, die man zur Abschlussfeier nur zum "Wer bin ich?" spielen überreden konnte, weil sie betrunken war. Anke erzählte schnell, dass Daniela bei der Sendung 1 Mio Euro gewonnen hat. Da kann man glatt neidisch werden, denkt Simone. Daniela ist der ganze Trubel um ihre Person ziemlich peinlich, verzweifelt nippt sie an ihrem Sektglas, um bloß nix sagen zu müssen. Da ergreift aber auch Conny schon das Wort. "Und Tobi, wie ist es Dir ergangen?". Man hatte ja schon viel von Tobi im Fernsehen gehört und gesehen, aber wie es dazu kam, wusste niemand. Er erzählte, dass das Foto, welches von ihm in der Ausbildungszeit geschossen wurde, durch Zufall einer Werbeagentur in die Hände fiel. Kurz darauf strahlte sein Gesicht für die Werbung der Hamburg Mannheimer Versicherung von nahezu allen Werbetafeln Deutschlands. Eine Umfrage über die Werbung ergab daraufhin, dass 79 % der Bevölkerung Tobias Gazda vertrauenserweckender fanden als Herrn Kaiser. Die Hamburg Mannheimer handelte sofort. Herr Kaiser wurde kurzerhand gefeuert und Tobi verkörperte von nun an die Hamburg Mannheimer. Sogar die TV-Werbespots begannen von da an nicht mehr mit dem Spruch: "Hallo Herr Kaiser!", sondern mit "Hallo Herr Gazda!".

"Und was ist aus dir geworden Anke?", fragt Conny, welche mal wieder am neugierigsten von allen ist. Anke hat 2 Kinder. Soso, und wie sich herausstellt muss sich der "Dicke" um sie kümmern. Anke hat erst ne ganze Weile mal hier, mal da gejobbt. Irgendwann war dann nochmal eine Stelle bei Christensen ausgeschrieben. Und beim zweiten Anlauf hat es dann geklappt. Heute ist sie Leiterin der Einkaufsabteilung für Sämereien, hat ein Haus, und züchtet privat diese Tierchen. Aha wäre also Ankes Lebenlauf der letzten Jahre auch gelüftet. Und mal wieder öffnet sich die Tür. Mary-Ann und .......Frau Pfeiffer? Wer hätte das gedacht. "Unser Zug war zu spät!" Ach ja die Bahn, wie immer..... :-). Frau Pfeiffer prustet und ist ganz abgehetzt. Ihre Haare sind schon verdächtig grau geworden. Wie in alten Zeiten trägt sie ein fesches Dirndl. Ach ist das schön. Frau Pfeiffer erzählt gleich, dass sie noch immer Ausbilderin bei der Bahn ist. Nach einigen Arbeitsplatzwechseln intern und mehreren Umbenennungen der Organsationseinheit ect. ist sie jetzt "wieder" Ausbilderin in Bad Salzungen. Die Bahn hat den alten Bahnhof modern ausgebaut. Und heute ist der Bahnhof wieder eine Juniorfirma der DB Station & Service AG. Die Bahn setzt nun doch wieder etwas mehr auf Service, nachdem der Umsatz nach immer höheren Abbau des Servicepersonals um 50 % gesunken war. Aber pünktlich sind die Bahnen trotzdem nicht.

Nun wird aber erst mal Mary-Ann gelöchert. Mary-Ann erzählt kurz und knapp, dass sie zur Zeit mehrere Fußballmanschaften trainiert. Aha davon also die strammen Waden. Irgendwann hat sie die Chance bekommen, die Seniorenmannschaft "Graue Panther" aus Hassleben zu trainieren. Heute trainiert sie in der Kreisliga. Sie hat sie sich einen von ihren Fussballern geschnappt und glatt weg geheiratet. Tja und jetzt haben sie zwei stramme Jungs die schon in der Juniorliga Fußball spielen.

"So jetzt erzähl du aber mal Simone". Conny, schon schwer angeheitert, prostet Simone zu. "Tja was soll ich sagen, ich bin immer noch in der Firma Playcom tätig, wo ich gleich nach der Ausbildung angfangen habe". Simone ist in der Marketingabteilung gelandet. Nebenbei malt sie Bilder von bekannten Künstlern ab, und verkauft sie. Einmal wollte man ihr glatt einen Fälschungsversuch unterjubeln, weil jemand ihr Werk als ein Original von van Gogh für 230.000 Dollar verkaufen wollte. Aber zum Glück konnte man feststellen, dass Simone das Bild als Duplikat verkauft hatte, und der Käufer es als Original anpries. "Tja es kann ja nicht jeder so ne Bilderbuchkarriere wie Tobi oder Francis hinlegen". Ach ja Francis. Wo die wohl blieb? Jeder hatte schon viel von Francis gehört. Sie war in die Poltik und mit ihrer Partei in die Geschichte eingegangen. FAM, so heißt die Partei von Francis - Frauen an die Macht bedeutet dies. Aufeinmal ist ein ziemlicher Lärm draußen vor der Tür. Hört sich fast an wie ein Hubschrauber?? "Lasst uns doch mal rausgucken?, sagt Tina. Draußen landet tatsächlich ein silbern glänzender Hubschrauber. Als Erstes kommen zwei Männer in schwarzen Anzügen aus dem Hubschrauber. Danach steigt Francis aus. Die Männer scheinen ihre Bodyguards zu sein. Sie weichen ihr nicht von der Seite. Francis drückt jeden zur Begrüßung erstmal ein Wahlprogramm ihrer Partei in die Hand. Na toll, hoffentlich müssen wir uns heute Abend keine Wahlkampfrede anhören, denkt Sandra. Langsam beruhigen sich alle wieder, und die Party wird wieder nach drinnen verlegt.

Die Bodyguards sitzen nun links und rechts von Francis und verziehen keine Miene. Bei den Hulks traut man sich ja kaum Francis anzusprechen, denkt Silvana..............

by Simone Hanika